Süddeutsche Zeitung vom 21. Januar 2013″
Abteilung 13″ – eine Oper übers Referat von Rita Argauer
Nun hat Tänzer und Choreograf Stefan Dreher mit dem Stück Pogatschars eine wunderbar unverbrauchte Partitur, die mit einem Tutti beginnt, das sich in mühlenden Achteln um den Kammerton A schraubt; nicht hoch und nicht runter kann.Passend dazu tönt unerbittlich ein Telefonfreizeichen auf eben diesem A – vom Amt ans Amt: keine Antwort. Dass es sich bei dem Gerüstbau der Bühne tatsächlich um das Amt handelt, ist klar: Die Struktur des Kulturreferats ist auf Gaze projiziert, die das Gerüst verschleiert. Sonst wird wenig verschleiert oder abstrahiert: Der Künstler hadert mit dem Amt, das ihn ernährt, dessen Struktur ihm aber fremd ist. Also stellt sich der Tänzer auf den Kopf oder rennt in anstrengender Slow-Motion gegen die institutionalen Widerstände an.
Die Musik versinnbildlicht das: In sechs Abschnitten, immer in harmonisch um sich selbst kreisenden Halbtonintervalen. So kombiniert Miku Nishimoto-Neubert am Klavier wütend-abgehackte Akkorde in ausgefallener Rhythmik wunderbar präzise mit Elektronik vom Band. Und das Streichquartett als letztes Stück treibt den Tänzer in brutal abbrechenden Crescendi an seine physischen Grenzen. Das Ende löst sich in authentischem Realismus: Münchner Künstler erzählen ihre echten Erlebnisse anonym vom Band. Skurril, witzig und wahr.